Gehst Du wählen? Ich weiß, es ist mühsam. Und jetzt frage ich Dich das auch noch. Dabei soll ich doch hier sexy Nachrichten bringen, Tipps für das geile Intimleben, hedonistische Abenteuer oder sonst irgendwas Erbauliches.
Spoiler: Auch dieser Blog hat was mit Lust zu tun. Lust auf Leben und Liebe. Also ring Dich durch und lies!
Ja, ich weiß, an diesem Sonntag keine Entscheidung wirklich von Herzen treffen lässt. Aber eines ist sicher: Wenn ich nichts entscheide, dann entscheiden andere, und es wird ziemlich hässlich. Und braun in Europa.
Und so ist es eigentlich immer: Nicht entscheiden ist keine Option.
Weil Deine Passivität, Deine Taubheit, Deine Lähmung auch eine Entscheidung ist.
Daher ist dies ein Anstoß an Dich, aufzuwachen. Weil Dein Leben endlich ist.
Genau vor meiner Haustür, denn mein Studio ist nahe dem Klimaministerium, campen die Hungerstreikenden, um auf die Klimakrise hinzuweisen und Entscheidungen einzufordern, die einen Unterscheid machen. Man mag das verrückt finden, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen für ein politisches Ziel.
Eigentlich ist es aber viel mehr verrückt, dass wir nicht längst verstanden haben, dass es um nichts weniger geht als unser Leben.
Natürlich erstmal nicht unser eigenes, privilegiertes Leben, sondern das der anderen. Unsere erste Welt ist vermutlich noch längere Zeit in Sicherheit.
Aber während Süddeutschland im Wasser verschwindet, ahnen wir, dass es schneller gehen kann als gedacht. Medien wie die Krautreporter berichten regelmäßig, dass der Klimawandel viel schneller geht als erwartet. (1) Und Markus Söder, den Regenschirm in der Hand, propagiert unbeirrt den Benzinmotor.
Die Uneinsichtigkeit der Menschheit ist verstörend. Auch ihre Bereitschaft, einfach so weiterzumachen wie zuvor.
Ich bin beeindruckt, bewegt, verstört von der Radikalität der Protestierenden. Sie erinnert mich daran, dass ich mit 17 auch in Hungerstreik getreten bin. Mehr als ein Jahr habe ich mich beinahe von diesem Planeten gelöscht. Mein Verschwinden war in Wirklichkeit ein Protest. Ein Aufstand für ein anderes Leben. Das Leben, wie es für alle anderen irgendwie so zu gehen schien, war für mich inakzeptabel. Jeder Zelle hat rebelliert, ohne dass ich gewusst hätte, was mich krank macht.
Meine Radikalität an der Stelle hat mir tatsächlich das Leben gerettet.
So kann ich das Leben leben, das ich heute lebe. Es ist nicht immer einfach, aber ich kann mir am Ende wenigstens sagen, dass ich es nicht verschlafen habe. Ich habe um nichts weniger als meine Lebendigkeit gekämpft, und ich habe den Kampf gewonnen.
Ich bin aus der Taubheit und der Gleichgültigkeit ausgestiegen und habe mir meinen Körper, meine Erde, wiederangeeignet. Habe gelernt, ihn zu pflegen, zu kooperieren, zu lieben, statt ihn auszubeuten, abzulehnen und gegen ihn zu kämpfen. Der Sex, der Spirit von Mutter (oder Eltern) Erde, ist zurück. Das Leben ist wieder fruchtbar.
So begleite ich täglich andere Menschen auf ihrem radikalen Weg, Entscheidungen zu treffen. Für das Leben. Für die Liebe. Für die Ehrlichkeit, die nicht duldet, dass wir uns mit einem „passt schon“ davon mogeln.
Das Gefühl von Ohnmacht und der Eindruck, die eigene Entscheidung mache sowieso keinen Unterschied, ist so ziemlich der mieseste Kollaps, den unser System für uns zu bieten hat. Deshalb gehen so viele Menschen nicht wählen, „denn was bringt es denn schon“?
Zu erschlaffen und den Glauben an die eigene Selbstwirksamkeit zu verlieren, ist vergleichbar mit der Traumareaktion eines Tieres, das sich bereits tot stellt. Dann tut Gefressenwerden wenigstens nicht so weh.
Es tut aber weh. Es tut weh, zu sehen, mit welch rasender Geschwindigkeit wir uns auf einen Abgrund zubewegen. Als Menschheit.
Und es tut weh, das eigene Leben zu verschlafen, wenn Du Deine Entscheidungen mit Halbherzigkeit verschleppst.
Überall da, wo Du duldest: im Job, in Deiner Beziehung, beim Sex, überall da, wo Du sagst, es geht schon irgendwie, ging ja vorher auch, ist ein Teil von Dir abgeschaltet. Der Teil in Dir der sagt: Ich will eigentlich das volle Leben.
Ich will eigentlich den richtigen, den satten Kontakt. Mit mir, mit meinen Liebsten. Ich will den Sinn fühlen, wenn ich morgens aufwache, und nicht nur aus Gewohnheit weitermachen. Ich will mein Leben gestalten statt Opfer zu sein. Ich will pulsieren und atmen. Ich will in Verbindung sein und das auch spüren. Ich will Liebe machen und nicht nur routiniert vögeln. Ich will anwesend sein in meinem Leben, anstatt es überbeschäftigt zu verschlafen.
Es ist nicht zu viel verlangt. Es ist das Minimum, und es lohnt sch, Forderungen zu stellen.
Forderungen für ein ganzheitliches, verbundenes und leidenschaftliches Dasein.
Umgib Dich mit den Menschen, mit denen Du wachsen kannst, praktiziere die Dinge, die Dich größer machen. Und hab den Sex, der Dich in die Tiefe Deines Herzens führt und in den Kontakt mit Deinen Liebsten.
Wenn Du nicht entscheidest, und Deinem Herzen folgst, dann macht es niemand. Dann entscheiden andere. Du hast also die Wahl. Jeden Tag.
Und geh heute verdammt nochmal wählen!
In Liebe
Deine Marlen
(1) Krautreporter machen immer wieder auf die rapide Entwicklung aufmerksam: „Es wird langsam wärmer aber schneller schlimmer“ oder „Was gerade mit dem Klima passiert, überrascht selbst Experten“.
https://krautreporter.de/klimakrise-und-losungen/5347-es-wird-langsam-warmer-aber-schneller-schlimmer
https://krautreporter.de/klimakrise-und-losungen/5311-was-gerade-mit-dem-klima-passiert-uberrascht-selbst-experten
Auszug aus „Was gerade mit dem Klima passiert, überrascht selbst Experten“:
Klimaforscher:innen melden ein Jahr durchgängige Temperatur-Rekorde
Wieder haben wichtige internationale Stellen gestern dazu aufgerufen, die dramatische Erderwärmung endlich ernster zu nehmen. Der EU-Klimawandeldienst Copernicus hat neue Monatszahlen vorgestellt, durch die nun ein Jahrestag erreicht ist: Seit einem Jahr war jeder Monat der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Der Mai war der zwölfte Monat in Folge, in dem die weltweite Durchschnittstemperatur einen Höchstwert für den jeweiligen Monat erreicht hat. Sie lag um 1,52 Grad über dem Mai-Durchschnitt der Referenzperiode von 1850 bis 1900. Die zwölf Monate von Juni 2023 bis Mai 2024 lagen sogar 1,63 Grad über dem Niveau zwischen 1850 bis 1900.
Die Süddeutsche Zeitung fasst die Zahlen zusammen, die Deutsche Welle blickt auch auf Folgen wie Hitzetote und weltweite Fluchtbewegungen. ZDFheute erklärt die Entwicklungen mit einigen Grafiken und Hintergründen. Details gibt es bei Copernicus.
Erneut mahnte UN-Generalsekretär António Guterres die Weltgemeinschaft dazu, stärkere Anstrengungen gegen die Klimakrise zu unternehmen. Er bediente sich wie schon vor zwei Jahren bei AC/DC und sagte, die Welt sei auf dem „Highway to Climate Hell“. Die Wahrheit sei aber auch, dass die Menschheit am Steuer sitze und Gegenmaßnahmen ergreifen könne, sagte Guterres in New York. Die englischsprachige Rede steht bei der UN.
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