Der Film „NARCISSIM“ war der Eröffnungsfilm des Pornfilmfestival 2022. Auszeichnung als „Bester Dokumentarfilm“ und mit 5 Vorstellungen ausverkauft – ein bahnbrechender Erfolg! Ich war eine der 10 Protagonist*innen im Film und eine der über 30 Modelle im dazugehörigen Fotobuch. Hier liest Du Auszüge meines Beitrags.
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Dieser Planet wird just in diesem Moment von ungebremsten Narzissten in Brand gesetzt – Skepsis gegenüber Narzissmus ist daher berechtigt.
Narzisstische Persönlichkeiten, das sind die, die ohne Empathie und rücksichtslos ihren Interessen folgen und sich, gleichgültig für die Leichen welche ihren Weg pflastern, an der eigenen Hybris ergötzen.
Wer will das schon sein? Frauen schon gar nicht, denn unser inneres Bestätigungs- und Belohnungssystem läuft über Pflege, Einfühlsamkeit, Gemeinsinn, Bedürfnisbefriedigung aller, nicht zuvörderst der eigenen.
Doch ich glaube, jenseits seiner toxischen Erscheinungsform kann Narzissmus ein paar Schätze bereithalten für Menschen, die mit weniger Privilegien und damit weniger Selbstwertgefühl ausgestattet sind. Denn gerade weil die Hybris, die Selbstverliebtheit, das bedingungslose Feiern von sich selbst ein solches Tabu weiblich sozialisierter Menschen ist, kann eine fette Prise davon ordentlich Bewegung ins System bringen. Das droht nämlich mitunter in seiner pausenlosen Bringschuld gegenüber den äußeren Ansprüchen einzurosten.
Ich habe mein Leben lang, seitdem ich Jugendliche war, mit der Skala zwischen Selbsthass, Selbstzerfleischung, mühsamer Selbstakzeptanz, Selbstbefriedung, Selbstannahme und Rückfällen verbracht. Mein Körper war, wie viele weibliche Körper, Kampfschauplatz.
Die Kriegsparteien konnte ich allesamt selbst stellen, ich brauchte niemanden von außen um mich zu zerfleischen. Fluch von Weiblichkeit, alles zu internalisieren.
Zum Glück hatte ich bei aller Selbstanklage und Sehnsucht nach Vernichtung, heftigen Gefühlen von Körperscham, eine von all diesen Kriegspraktiken unversehrt gebliebene, exhibitionistische und verspielte Seite.
Diese ungebrochene Spielerin in mir, die sich aller Schuld und Scham zum Trotz im Spiegel drehte, die Freude daran hatte, mit Rollen zu spielen, Spaß an der Maskerade und der sexuellen Inszenierung, an der Magie der Dominanz und Submission; die, die eine unverschämte Lust an der Ekstasefähigkeit des eigenen Körpers hatte – sie hat mich gerettet.
Einer der härtesten Kämpfe war, mir die Lust an der eigenen Lust zu erlauben. Und wie krass ist das eigentlich, dachte ich immer wieder, dass das so schwer ist. Wer um Himmels Willen hat uns Frauen* diese Gesteinsbrocken auf den Weg zu purer Selbstliebe gelegt?


Ich denke, dass Narzissmus etwas anderes ist als Selbstliebe. Selbstliebe ist friedlicher, breiter, ein warmer Strom. Sie muss sich nicht beweisen. Da ist auch noch mehr Raum für unterschiedliche Gefühlsqualitäten, die damit zusammenhängen. Aber sich abgehoben geil zu finden, ab und zu, das muss schon mal sein. Etwas Party hilft sensationell gegen die eigenen Dämonen!
Mein innerer narzisstischer Anteil, das ist meine Diva, meine Domina, meine innere Göttin, meine Königin. Dass die sich manchmal ausfährt, das ist doch ein Geschenk für die Welt!
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